Spurenmessung in der Umwelt
Ein Resümee
Ein Resümee
Im Falle einer Freisetzung von Radioaktivität ist eine rasche Beurteilung der radiologischen Lage erste Voraussetzung, um, falls erforderlich, rechtzeitig Maßnahmen zum Schutz der Bevölkerung durchzuführen. Dies bedingt eine dauernde und umfassende Überwachung der Radioaktivität der Umwelt, und dies auch im Low-Level-Bereich, um schon geringste Veränderungen frühzeitig zu erfassen.1)
Über die seit 1983 bestehende Internet-Plattform „Ring of Five“ (Ro5)2) sind viele der an der Überwachung beteiligten Laboratorien, Messstellen und Behörden vernetzt und tauschen Daten und Informationen aus. Dass diese Messungen auch heute noch ihre Berechtigung haben, zeigt der Überfall Russlands auf die Ukraine, der ja auch vor Anschlägen auf das Kernkraftwerk Saporischschja oder auf das Sperrgebiet um das ehemalige Kernkraftwerk Tschernobyl nicht haltmacht. Während die Überwachung der Atmosphäre als primäres Ausbreitungsmedium erste Priorität hat, helfen die Untersuchungen des Erdbodens bei der „Geschichtsschreibung“, denn im Boden akkumuliert sich alles, was aus der Luft trocken oder mit den Niederschlägen abgelagert wird.
Überblick
Die einzelnen Beiträge zum Thema Spurenmessung in diesem Heft der StrahlenschutzPRAXIS wurden durch ein internationales Autorenteam verfasst, unter Koordination durch den Arbeitskreis Umwelt-überwachung des Fachverbandes für Strahlenschutz.
Die ersten 4 Artikel befassen sich mit der Überwachung der bodennahen Luft mittels Aerosolsammler von hohem Durchsatz in Verbindung mit hochauflösender Gamma-Spektrometrie.
Über die Messungen in Deutschland berichten Sandra Baur et al. vom BfS-Freiburg, in Zusammenarbeit mit dem DWD und der PTB, über jene in Österreich Claudia Landstetter et al. von der AGES in Wien und für die Schweiz Sybille Estier et al. vom Schweizer Bundesamt für Gesundheit (BAG) in Bern. Der dritte Artikel von Andreas Bollhöfer et al. beschreibt den Einsatz des RASA-Aerosolsammlers durch das BfS-Freiburg auf dem Schauinsland im Rahmen der CTBTO, der Messorganisation zur Überwachung des Vertrags über ein umfassendes Verbot von Nuklearversuchen (CTBT). Die Überwachung der Radioaktivität der Luft zwischen oberer Troposphäre und unterer Stratosphäre anhand von mit Militärflugzeugen gesammelten Luftproben beschreiben Daniel Lienhard et al. vom Schweizer BAG.
Die europaweite Zusammenarbeit bei der Umweltüberwachung der Atmosphäre auf Radioaktivität und der Datenaustausch der Laboratorien über das Ro5-Netzwerk sind Thema des Artikels von Olivier Masson et al., einem Autorenkollektiv aus Frankreich (IRSN), Schweden (DOI), Österreich (TU Wien) und Deutschland (PTB). Die Überwachung des Erdbodens auf langlebige Radionuklide wird im Beitrag von Stefan Röllin et al. vom Labor Spiez des Schweizer Bundesamtes für Bevölkerungsschutz (BABS) behandelt. Radioaktive Krypton- und Xenon-Edelgase in der Atmosphäre werden in Kooperation von DWD, PTB und BfS erfasst. Hierüber berichtet der Artikel von Heike Diedrich-Roesch et al.
Der letzte Text von Horst Geckeis et al. vom KIT in Karlsruhe beschreibt die modernen, nicht radiometrischen Messverfahren und ihre Anwendungen auf langlebige Radionuklide.
Dank
Die Schriftleitung dankt allen an der Erarbeitung dieses Schwerpunktthemas Beteiligten für ihre Mitarbeit.
1) siehe dazu: Spurensuche – Radioaktive Stoffe in der Luft. PTB Mitteilungen 1/2014 (März 2014).
2) siehe dazu: Begoña Quintana-Arnés and Daniel Zapata-García: European Air Radio-activity Monitoring and the Involvement of Nuclear Physics Groups. Nuclear Physics News, Vol. 33, No. 1 (2023) pp. 23–26