Unsere Welt ist voller Strahlung – und das Wissen um die vielen Formen der Strahlung, die wir bedenkenlos nutzen oder vor denen wir uns fürchten, ist im hohem Maße unterschiedlich. Das Direktorium des FS hat daher beschlossen, jährlich eine spezielle Strahlungsform als „Strahlung des Jahres“ zu benennen, um damit ihre Rolle in unserer modernen Gesellschaft, ihre Risiken und ihre Bedeutung für den Strahlenschutz ins Rampenlicht zu rücken.
Strahlung des Jahres
Strahlung des Jahres 2024 - Lichtverschmutzung -
Strahlung des Jahres 2024, Gründe
Wir leben in einer Welt, in der viele künstliche Lichtquellen im Freien, wie z. B. Straßenlaternen, Skybeamer, Stadionbeleuchtung oder großflächige Außenwerbung den natürlichen Nachthimmel zunehmend erhellen. Der Schutz vor „Lichtverschmutzung“ war bislang nur ein Randthema des historisch gewachsenen Strahlenschutzes.
Unser zukunftsorientierter Strahlenschutz sieht aber neben dem Schutz des Menschen auch den Schutz der Umwelt als sein Thema.
Der Fachverband für Strahlenschutz benennt deshalb die
Lichtverschmutzung als „Strahlung des Jahres 2024“,
um auf diese häufig übersehene Strahlungsproblematik aufmerksam zu machen.
Die Lichtverschmutzung ist untrennbar mit der Urbanisierung verbunden. Sie führt nicht nur zum Verblassen der Sterne am Himmel, sondern hat vielfältige Auswirkungen auf Menschen und die Natur. So führen vielerorts die Umrüstungen auf LED in Straßenbeleuchtungen zu überhöhten Lichtströmen mit einem hohem Blaulichtanteil, der in Wohnungen einstrahlt. Unnötige und falsch installierte bzw. konstruierte Leuchten sorgen aber auch im gewerblichen Bereich für künstliche Aufhellung der unmittelbaren Umgebung sowie Streuung und Reflektion an Wolken und Partikeln. Eine Vielzahl von physiologischen Prozessen wird dadurch beeinflusst. Der Schlaf-Wach-Rhythmus kann gestört, die Produktion des Hormons Melatonin verringert werden. Schlafmangel und weitere gesundheitlichen Beeinträchtigungen können die Folge sein.
Die Störung der nächtlichen Umwelt beeinflusst auch das Verhalten von Tieren. Zahlreiche Insekten, eine Hauptnahrungsquelle für Vögel, werden von künstlichem Licht angezogen und sterben oft beim Kontakt mit den Lichtquellen. Vögel kreisen um beleuchtete Bürotürme und verenden aufgrund von Erschöpfung und Glühwürmchen können sich nicht mehr fortpflanzen, da die Männchen die leuchtenden Weibchen nicht mehr sehen können.
Wie der World Atlas of Night Sky Brightness (https://www.science.org/doi/10.1126/sciadv.1600377) zeigt, ist die Lichtverschmutzung ein globales Problem. Insbesondere sind weite Teile Europas, Nordamerikas, des Nahen Ostens und Asiens davon betroffen.
Fragen zum Thema:
beantwortet Ihnen gern Prof. Dr. Hans-Dieter Reidenbach
Weitere interessante Informationen
- Lichtverschmutzung: Was Kunstlicht für das Leben im Meer bedeuten kann (NRD Nachrichten Schleswig-Holstein; 17.11.2024)
Strahlung des Jahres 2023 - Röntgenstrahlung -
Im Februar 1923 starb ihr Entdecker Wilhelm Conrad Röntgen. Die Vergabe des Titels ist aber nicht nur ein symbolischer Akt anlässlich des 100. Todesjahrs. Die Röntgenstrahlung war die Strahlung, deren Wirkung schon in den ersten Jahrzehnten nach ihrer Entdeckung die Notwendigkeit erkennen ließ, sich vor dieser Strahlung zu schützen. Röntgenstrahlung ist bis heute die Form ionisierender Strahlung, die praktisch jeden erreicht und die vielfältige Anwendungen hat. Vom einfachen Röntgen beim Zahnarzt bis zur Computertomografie, bei der Patienten (wenn es medizinisch gerechtfertigt ist) eine Dosis erhalten können, die im Bereich beruflicher Grenzwerte liegt: kaum jemand möchte im Ernstfall auf das Wissen verzichten, das eine Röntgenaufnahme bringt.
Auch moderne Technik braucht vielfach Informationen aus dem Inneren von Geräten, Werkstoffe oder Verpackungen und mittels Röntgenfluoreszenz (RFA) wird die chemische Zusammensetzung von Stoffen einfach und schnell sichtbar.
weitere Informationen und interessante Links
- Wikipedia: Röntgen und Röntgenstrahlung
- Welt der Physik
- Röntgenmuseum Lennep
- Wilhelms Kurs „Blended-Learning-Angebot für Schulen“