? Strahlenwirkung und Strahlenschutz ?

Themenübersicht => Radioaktivität => Frage und Antwort
 
  Frage:
Ist die Strahlenart von natürlichen und künstlichen Radionukliden unterschiedlich ?


Kurzantwort

α- und β-Teilchen und γ-Strahlen (Frage 104) sind aus physikalischen Gründen je gleich, unabhängig davon, ob sie aus künstlichen oder natürlichen Quellen stammen. Die Wirkung dieser Teilchen und Strahlen mit Zellen und Biomolekülen (Frage 102) ist also prinzipiell unabhängig von der Herkunft.

Illustration


Erklärung

α- und β-Teilchen sind aus physikalischen Gründen je gleiche Teilchen (Radioaktivität und Strahlenschutz, BAG 1991) unabhängig davon, ob die zerfallenden radioaktiven Substanzen einen künstlichen oder natürlich Ursprung haben. Deshalb ionisieren sie die Biomoleküle auch gleich und können zu Schädigungen in Zellen und DNA führen(Fragen 102 und 103). Auch Röntgenstrahlung resp. γ-Strahlung künstlicher Radionuklide wirken als elektromagnetische Strahlung mit Gewebe gleich wie γ-Strahlung, die von natürlich angeregten Atomkernen (z.B. nach einem Zerfall eines radioaktiven Nuklids) ausgesandt werden.

In der folgenden Tabelle sind analoge Beispiele für die α-, β- und γ-Strahlung künstlichen resp. natürlichen Ursprungs zusammengestellt. Als "Ort" ist angegeben, wo heute die erwähnten Radionuklide vorwiegend vorkommen.

Analoge Beispiele von ionisierender Strahlung aus künstlichen resp. natürlichen Quellen:

StrahlenartKünstliche QuellenNatürliche Herkunft
 NuklidHerkunftOrtNuklidOrt
αPlutonium-239
Americium-241
BombentestBodenUran, Thorium und FolgeprodukteBoden
 Uran-IsotopeUranmunitionBoden
[Luft nach Resuspension]
Radon-222Luft

βStrontium-90Bombentests, TschernobylBodenKalium-40Boden
 Cäsium-137Uran, Thorium und FolgeprodukteBoden
 Kohlenstoff-14BombentestsLuft 
 Wasserstoff-3IndustrieKohlenstoff-14Luft
 KryptonWiederaufarbeitungRadon-FolgeprodukteLuft

γCäsium-137Bombentests, TschernobylBodenKalium-40Boden
 Kobalt-60Industrie
Medizin
Boden
Spital
Kalium-40, Uran- und Thorium-FolgeprodukteBoden und Körper
 RöntgendiagnoseMedizinSpital  
 DirektstrahlungKernkraftwerke   
π-MesonenBestrahlungMedizin Kosmische Strahlung 


Aus der Tabelle ist ersichtlich, dass in unserer Umwelt künstliche und natürliche α-, β- und γ-Strahler vorkommen. Radionuklide können durch γ-Strahlung zur externen Bestrahlung beitragen, ebenso Röntgenstrahlung. α-, β- und γ-Strahler können über den Pfad Luft-Boden-Pflanze-Tier in unseren Körper gelangen und zur internen Bestrahlung beitragen (siehe Frage 305). Bei der Berechnung der Dosis sind Aktivität, Strahlenart und Empfindlichkeit der bestrahlten Organe zu berücksichtigen (siehe Frage 317).

Hugo Loosli August 04

Referenz:
Radioaktivität und Strahlenschutz, BAG 1991
Jahresberichte von BAG, BfS und Karlsruhe

© Fachverband für Strahlenschutz e.V.,  http://www.fs-ev.de [zurück]  []