Gestaltung der JT und Programmübersicht

Anders als die meisten bisherigen FS-Jahrestagungen wird die Jahrestagung 2022 in Konstanz ohne explizites Schwerpunkthema auskommen, weil die Arbeitskreise des FS im Mittelpunkt der Tagung stehen sollen. Jeder AK wird in einer 45minütigen Sitzung wichtige und aktuelle Themen, die zu den inhaltlichen Schwerpunkten des jeweiligen AKs passen, präsentieren.
Abgerundet wird die Tagung durch eine Postersession!

Zusätzlich wird die besondere Struktur dieser Tagung dadurch gekennzeichnet, dass an zwei Nachmittagen zu AK-übergreifenden Themen Diskussionsrunden stattfinden werden, in denen unterschiedliche Themen kontrovers zwischen den jeweiligen Experten und FS-Mitgliedern besprochen werden können.

Es wird in einem separaten Raum die Möglichkeit bestehen, virtuelle Experimente rund um das Thema Radioaktivität (Simulationen, Experimente mit Augmented Reality und Virtual Reality) durchzuführen.

Ein vorläufiges Tagungsprogramm ist erstellt (Stand 08.09.2022), sodass sich Interessierte erkundigen können, was auf der Tagung geplant ist.
Hinweis: Das vorläufige Tagungsprogramm wird regelmäßig aktualisiert.

AK-übergreifende Themen der Diskussionsrunden

Weiterentwicklung im Strahlenschutz und Erwartung an die ICRP

Für die von der ICRP angekündigte Erneuerung des Systems der Empfehlungen im Strahlenschutz sollten wir uns zu folgenden Punkten Gedanken machen: Wollen wir (endlich) eine einheitlich und international abgestimmte Regelung für Radon im Wohnbereich ? Entspricht die LNT-Hypothese noch dem heutigen Stand des Wissens? Wie weit nach unten soll der Bereich der Optimierung gehen, also unterhalb welcher Dosis (Bevölkerung und am Arbeitsplatz) sind keine weiteren Massnahmen mehr erforderlich? Was verstehen wir unter „reasonable“ beim ALARA-Grundsatz?

Nach einem Input-Referat des FS-Präsidenten Hansrüdi Voelkle sollen diese Themen kontrovers diskutiert werden.

Neue Technische Regeln zur Konkretisierung der Verordnung zum Schutz der Beschäftigten vor Gefährdungen durch elektromagnetische Felder – Arbeitsschutzverordnung zu elektromagnetische Felder (EMFV) – TREMF

Schwerpunkt sind die neuen technischen Regeln zur Konkretisierung der Verordnung zum Schutz der Beschäftigten vor Gefährdungen durch elektromagnetische Felder –  Arbeitsschutzverordnung zu elektromagnetische Felder (EMFV) – TREMF. Geplant sind zwei Diskussionsrunden:

Thema 1: Arbeitsschutz bei EMF-Exposition

  • Rechtsrahmen
  • TREMF MR
  • TREMF aus der Arbeitgeberperspektive
  • TREMF aus der Vollzugsperspektive
  • Zusammenspiel TREMF und DGUV Informationen

Thema 2:  Anwendungsszenarien EMF

  • Energieversorgung
  • Digitalisierung und 5G
  • Implantatträger
  • Elektronische Warensicherungssysteme

Notfälle - Vorsorge und Reaktionen

Notfälle mit ionisierender Strahlung assoziieren wir oft mit Großereignissen von nationaler oder internationaler Tragweite. Jedoch können Notfälle mit ionisierender Strahlung auch von deutlich kleinerem Umfang sein, wie beispielsweise einem Verkehrsunfall mit Transportfahrzeugen radioaktiver Stoffe für Wissenschaft und Medizin oder Havarien in einem Labor oder einer technischen Bestrahlungsanlage. Logischerweise braucht es für Notfallszenarien klare Pläne und Strategien für den Schutz der Bevölkerung und der Behandlung exponierter oder kontaminierter Personen. Wer kümmert sich in Deutschland konkret darum? Welche Institutionen, welches Fachpersonal mit welchen Qualifikationen kommt zum Einsatz? Darüber wollen wir in der Diskussionsrunde 3 „Notfälle-Vorsorge und Reaktionen“ sprechen. Ausgehend von einer Falldiskussion, zu der alle Teilnehmenden gefragt sind, sollen die aktuellen Handbücher der SSK des Ausschusses Notfallschutz wesentliche Impulse zum Thema geben.

Kommunikation mit der Bevölkerung

Als beruflich im Strahlenschutz Tätige kommen wir sowohl im dienstlichen als auch im privaten Umfeld mit Personen in Kontakt, die durch Medienkonsum vorgeprägtes Wissen zu Strahlung haben, eine darauf basierende Sprache sprechen („radioaktive Strahlung“) und die außerdem mehr oder weniger feste Meinungen zu umstrittenen gesamtgesellschaftlichen Themen haben, die unser Fach berühren. Nimmt man als Strahlenschützer den Ethik-Code des FS ernst, dann muss man sich zumindest fragen, ob, wo oder wie man Positionen zu Strahlenschutzthemen vermeiden muss, für die man aufgrund seines Arbeitsgebietes keine besondere Kompetenz besitzt (z.B. 5G, Endlagerung, Freigabe, Radon). Ein weiterer Konflikt taucht auf, wenn man sich fragt, ob es bei einem überlegenen Fachwissen und einer korrekten Kommunikation überhaupt fair zugeht, wenn man mit Laien redet. Diese Fragen anhand ausgewählter Themenfelder in dem offenen World-Cafe-Format zu diskutieren ist Inhalt dieser Session der Jahrestagung 2022.

Erste Ergebnisse aus Radonmessungen an Arbeitsplätzen - Was nun?

Nach den Ausweisungen der Radonvorsorgegebiete in Deutschland waren die dort ansässigen Unternehmen und öffentlichen Einrichtungen seit Januar 2021 in der Pflicht, Radonmessungen an Arbeitsplätzen in Innenräumen durchzuführen. Erste Messergebnisse liegen wie auch in der Schweiz und in Österreich jeweils mit anderen Strategien mittlerweile vor. Wie geht es weiter?

Diskussionsthemen:

  • Viele „Verpflichtete“ in Deutschland waren bis Anfang 2022 noch gar nicht über die Messpflicht informiert. Fragestellung: Was ist schief gelaufen und wie kann die „Öffentlichkeitsarbeit“ verbessert werden? Wer ist gefordert (Behörden, Kommunen oder Anerkannte Stellen); sowohl in Deutschland, Schweiz als auch Österreich?
  • In der nächsten Stufe müssen für die Arbeitsplätze, an denen der Referenzwert von 300 Bq/m3 überschritten worden ist, Maßnahmen zur Verbesserung der Radonsituation geplant und ausgeführt werden. Das ist für die „Verpflichteten“ mit unvorhersehbaren Kosten verbunden. Wie können die Exekutive in Deutschland, Schweiz und Österreich in die Pflicht genommen werden und z. B. Förderprogramme initiieren? Was tun die Behörden bisher? Welche Rolle spielen hier die Anerkannten Stellen oder andere Experten?
  • Welche Probleme haben die betroffenen Unternehmen oder öffentlichen Einrichtungen, bei denen Radon-222-Aktivitätskonzentrationen über 300 Bq/m3 ermittelt worden sind?

Dosimetrie: Gestern, heute und morgen

Neue Messgrößen für den Strahlenschutz - wird sich der Strahlenschutz nun grundlegend ändern?

Zur Diskussion aktueller dosimetrischer Herausforderungen, Probleme und Lösungen, gibt es zwei Themen und Impulsvorträge:

  •  „70 Jahre Personendosisüberwachung in Deutschland – Vergangenheit und Zukunft“
    Markus Figel, Mirion Technologies (AWST)
    Vor 70 Jahren wurden die ersten Personendosismessstellen in Deutschland gegründet. Über Jahrzehnte haben die deutschen Messstellen in allen Bereichen der Dosimetrie weltweit führende Technologien entwickelt und in die Routine der Personendosisüberwachung eingeführt. Auch nach 70 Jahren geht diese Entwicklung weiter: Mit neuen Dosimetriesystemen, der Digitalisierung und neuen Dienstleistung wird die Personendosimetrie der Messstellen auch in Zukunft wegweisend und kommenden Herausforderungen gewachsen sein.

Anschließend werden mögliche Auswirkungen der im ICRU Report 95 (2020) vorgestellten neuen Messgrößen für die externe Strahlenexposition dargelegt.

  • „Neue Messgrößen für den Strahlenschutz – wird sich der Strahlenschutz nun grundlegend ändern?“
    Thomas Otto, CERN
    Im ICRU Report 95 (2020) werden neue Messgrößen für die externe Strahlenexposition vorgestellt, die eng an die Schutzgrößen angelehnt sind. Die Definition der neuen Messgrößen wird motiviert. Danach wird die Auswirkung der neuen Messgrößen mit Beispielen von wirklichkeitsnahen Strahlenfeldern und gängigen Dosimetern illustriert und anschließend diskutiert.

 

Zukunft des FS

Die Strategie des Fachverbandes für Strahlenschutz wurde für den Zeitraum 2019 bis 2023 erarbeitet. Das Direktorium wird in Diskussion mit den Mitgliedern prüfen, inwieweit eine Erneuerung und Anpassung der Strategie für den Term 2024 bis 2027 erforderlich ist. Eine solche Überarbeitung möchte das Direktorium wie erwähnt nicht allein an die Hand nehmen. Es braucht dazu Ihre Mitarbeit. Ihre Anregung und Vorschläge sind daher sehr willkommen. Eines unserer wichtigen Anliegen ist die Förderung des Nachwuchses im Strahlenschutz. Auch dazu wurde ein Konzept erarbeitet. Beide genannten Dokumente finden Sie auf der Web-Seite des FS. Ebenfalls zu diesem Thema gehört die aktive Förderung junger Kolleginnen und Kollegen, die sich in dieses Fachgebiet einarbeiten wollen oder bereits darin tätig sind. Zu allen Punkten hoffen wir auf Ihre Anregungen und Empfehlungen.

Wir beabsichtigen diese und weitere Themen in Form eines World-Cafés zu diskutieren:

  • Die Attraktivität einer Mitgliedschaft im FS: Sind die durch die AK gesetzten Schwerpunkte der fachlichen Arbeit ausreichend? Besteht Verbesserungsbedarf bezüglich der fachlichen Ausrichtung des FS? Kann der Erfahrungsrückfluss verbessert werden? Ist die Kommunikation zwischen Direktorium und Mitgliedern ausreichend?
    Moderatoren: Hansruedi Völkle und Thomas Steinkopff
     
  • Sicherung der Kompetenz im Strahlenschutz und Nachwuchsförderung: Wo und warum sollte sich der FS dennoch mehr um die Kompetenz und Kompetenzerhalt im Strahlenschutz kümmern? Welche Rolle soll der „Nachwuchs“ im FS haben? Wie kann ein Mentoring-System eingeführt werden? Wer wäre (ehrenamtlich) bereit, eine Mentor-Funktion zu übernehmen?
    Moderatoren: Joel Piechotka und Alfred Hefner
     
  • Aktuelle Themen des Strahlenschutzes: Die ICRP hat angekündigt, dass sie das System der Empfehlungen im Strahlenschutz zusammen mit den Anwendern überarbeiten und „fit for purpose“ machen wollen. Themen gestalten…Themen besetzen! Wie intensiv soll sich der FS in die Revision der internationalen Strahlenschutzempfehlungen einbringen? Welche spezifischen Themen sind im Fokus der Mitglieder? Wozu können wir kompetent Stellung nehmen? Kümmern wir uns ausreichend und kompetent um alle relevanten Themen im Strahlenschutz, z.B. um Lehren aus Vorfällen oder um das Thema Rechtfertigung?
    Moderatoren: Werner Rühm und Renate Czarwinski
     
  • Öffentlichkeitsarbeit und Stärkung der Außenwirkung: Werden wir den selbst gestellten Herausforderungen gerecht und wie können wir sie umsetzen?  Sollte es Aufgabe des FS sein, durch bessere Aufklärung unbegründete Angst vor Strahlung abzubauen – obwohl diese Angst ein wichtiges Element ist, auf dem die gesellschaftliche Bedeutung des Strahlenschutzes beruht?  Sind die im FS verfügbaren Möglichkeiten zur Unterstützung der Öffentlichkeitsarbeit den Mitgliedern im FS ausreichend bekannt?  Welche Formate der Öffentlichkeitsarbeit sind besonders wirksam? Was fehlt? Wo besteht Verbesserungsbedarf?
    Moderatoren: Norbert Zoubek und Rainer Gellermann
     
  • Effektive Kooperation der Arbeitskreise, effektives Verbandsmanagement: Entsprechen unsere Arbeitskreise den heutigen Anforderungen oder wäre eine Umstrukturierung sinnvoll? Was erwarten die Mitglieder vom Vorstand des FS in Bezug auf eine engere Vernetzung und effektiven Informationsaustausch? Wie kann der Strahlenschutz als Beruf attraktiver werden? Was erwarten Studenten und Studentinnen vom FS? Schmoren wir zu sehr „im eigenen Saft“? Sollen wir intensiver mit anderen Fachgesellschaften (national wie international) zusammenarbeiten?
    Moderatoren: Jörg Feinhals und Guido Kühne